Aktuell wird ja viel über Videokonferenzen erledigt und daher natürlich auch über die Einsatzmöglichkeiten von Digitalkameras als Webcam gesprochen.
Ich möchte hier kurz meine Erfahrungen zum Thema teilen. Das kann vielleicht als Ergänzung dienen. Da draußen gibt es schon einige sehr gute Anleitungen z.b. auf gwegner.de.
Als erstes benötigt man natürlich eine geeignete Kamera. Es kommen alle Kameras in Frage die ein Live-Bild z.B. an den Fernseher weitergeben können.
Gutes Zeichen ist ein HDMI Ausgang. Es gibt auch Modelle die per WLAN oder USB eingebunden werden können, dazu kann ich allerdings wenig sagen.
Wichtig ist, dass die Kamera nicht zuschnell in den Ruhemodus wechselt. Häufig kann man das im Menü ein und am besten sogar ausstellen.
Meine Nikon D5300 bleibt maximal 30 Minuten aktiv. Um das zu verlängern nutze ich einen Zwei-Stufen Fernauslöser, den ich zwischendurch antippe, aber nicht auslöse. Das ist auch hilfreich um die Kamera ggf. neu zu fokussieren. Dauerhafter Autofokus ist nicht zwingend angenehm.
Ein normaler Kamera Akku sollte das Filmen einen Moment durchhalten, wenn es also nur um kurze Meetings geht, reicht das ggf. aus. Allerdings lohnt es sich eine externe Stromversorgung anzuschaffen.
Relevant ist natürlich auch das verwendete Objektiv. Es sollte ein Weitwinkel sein, optimalerweise mit großer Blendenöffnung (Ggf. gibt aber die Kamera die verwendete Blendenöffnung vor).
Das entscheidende um das Bild von der Kamera in den PC zu bekommen ist natürlich eine Schnittstelle, ein so genannter Video Grabber. Ich nutze den GL310 LGP Lite von AVerMedia, es gibt da eine gewisse Auswahl. Wenn ich nochmal neu entscheiden würde, würde ich ggf. den Elgato Cam Link testen.
Und dann braucht man zusätzlich leider noch eine Software die aus dem Signal eine Webcam emuliert. Ich bin inzwischen zufrieden mit Open Brodcaster Software und dem Virtualcam Plugin nach dem ich zunächst die Demo Version von manycam genutzt habe.
Manycam hat einige sehr nette Feature, fühlt sich aber in der Demo etwas Buggy an, hat ein Wasserzeichen im Bild und lastet meine CPU sehr aus.
OBS ist Open Source und leistet für mich gute Arbeit. Es ist etwas frickeligger, aber dafür auch vielseitiger als manycam (Note: There seems to be an update to make it easier).
Wichtig zu wissen ist, dass der Video Grabber die CPU auslastet und mindestens bei der Nikon D5300 das Video ca. ne halbe Sekunde verzögert ist - was schon ne Menge ist. Brauchen noch andere Programme (wie z.B. die Konferenzsoftware) CPU und ist der PC nicht ausreichend leistungsfähig, dann kann es sein, dass das Video mit der Zeit immer weiter hinter her hängt. Eine normale Webcam ist da zuverlässiger.
Video Grabber ca. 100-150 €
Stromversorgung ca. 50€
Fernauslöser ca. 25€
Software kostenlos
Wer bereits ne DSLR oder DSLM besitzt kann sie für unter 200 € als tolle Webcam nutzen, sollte sich aber darüber bewusst sein, dass zu jedem Starten einer Videokonferenz dann auch Kameraeinschalten, ggf. Kabel verbinden und Webcamsoftware starten gehört. Zusätzlich kann die Kamera dann in der Konferenz ggf. noch aus verschiedenen Gründen ausgehen oder durch zu hohe CPU Last das Video immer weiter verzögert werden.
Das ganze macht Spaß und sieht gut aus, ist aber nichts für jemanden der einfach nur ne Lösung haben will die funktioniert. Dafür sollte jede normale Webcam reichen ;)